Nach dem die ersten beiden Runden der Internationale Biologieolympiade 2024 von 4 SchülerInnen, Richard Fabian (10), Summer Marie Kanter (11), Djonja Voigt (12) und Dennis Pult (12c), absolviert worden war, konnten wir wieder einen Starter unter den besten 45 Nachwuchsbiologen Deutschlands für die 3. Auswahlrunde am IPN Kiel stellen, denn Dennis Pult qualifizierte sich erneut für die Teilnahme am Auswahlseminar. Im folgenden Artikel schildert er seine Erfahrungen:
Hochmotiviert und völlig begeistert ging es am Sonntagmittag des 18.02.2024 für mich auf nach Kiel. Doch reist man ungern allein, deswegen trafen wir uns mit den weiteren TeilnehmerInnen aus Brandenburg am Berliner Hauptbahnhof, um den Weg gemeinsam fortzusetzen. Zwischen einigen kleinen Verspätungen gelang die Anreise ohne Probleme und wir kamen pünktlich zur Veranstaltungseröffnung an der Jugendherberge Kiel an, in der wir für die kommende Woche untergebracht waren. Nachdem die obligatorischen organisatorischen Dinge besprochen waren, war es Zeit sich untereinander ein wenig kennenzulernen. Zwischen vielen neuen Teilnehmern fanden sich auch einige bekannte aus dem vergangenen Jahr ein, was für eine entsprechend große Wiedersehensfreude sorgte. Doch nach einem kurzen Abendprogramm ging es auch alsbald ins Bett, denn die kommenden Tage versprachen viele anstrengende und zugleich auch schöne Momente.
So ging es am Montagmorgen mit dem Bus ans IPN Kiel, um in den Laboren noch einmal einige praktische Fertigkeiten für die 4 praktischen Klausuren zu erlernen, zu wiederholen und zu üben. Dazu bestimmten wir in der Zoologie auf klassische Art und Weise ein Kleinstlebewesen des Bohnensacks: den Samenkäfer. In der Botanik ging es dann darum, dem Aufbau der Pflanzen mit all ihren Bestandteilen auf den Dorn zu fühlen. Zwischen vielerlei hauchdünnen Schnitten und bunten Farbstoffen gelang dem einen oder anderen ein perfektes Frischpräparat von Brombeere, Lauch und Co, welche unter dem Mikroskop bestaunt wurden. In Vorbereitung auf die Physiologie-Klausur schauten wir uns nochmal die Funktionsweise der wichtigsten Laborgeräte und die wichtigsten Experimentiermethoden an, damit es am nächsten Morgen nicht zu ungewollten Nebenreaktionen kommt, die das Reagenzglas sprengen und das High-Speed-Pipettieren auch gelingt. Im Anschluss erfreuten wir uns an einem Vortrag über molekularbiologische Analysemethoden, bevor es dann zur Vorbereitung der Bioinformatik-Klausur noch einmal hart zur Sache ging. Dabei qualmten nicht nur die Hardware sondern auch unsere Köpfe, als es darum ging, mittels Algorithmen wie BLAST Verwandtschaftsbeziehungen anhand von DNA- und Proteinsequenzen zu ermitteln. Doch leider ließen technische Probleme am Ende der Übungseinheit noch einige Fragen offen, weshalb der Abend erneut mit einem weiteren Übungsseminar verbracht wurde, bei dem bis in die Abendstunden die Computertasten klapperten.
Doch es sollte nicht umsonst gewesen sein, denn bereits am nächsten Tag standen die 4 praktischen Klausuren an. Ich begann dabei mit der Zoologie-Klausur. In dieser hatten viele der Teilnehmer einen guten Durchblick oder wenn nicht, starrte ihnen das zu sezierende Schweinauge zumindest tief in die Seele. Doch mit viel Fingerspitzengefühl, Schere und Skalpell ließ sich diese Herausforderung gut bewältigen. Nach dem wir das Tierreich hinter uns gelassen hatten, ging es weiter ins Reich der Pflanzen. Mistel, Banane, Bromelie, Karotte und viele weitere Pflanzen warteten förmlich nur darauf, mal ganz genau unter die Lupe (oder besser unter das Mikroskop) genommen zu werden. Doch blieb es nicht nur bei Pflanzen. Aus irgendeinem Grund wurde diese Klausur zur blutigsten Klausur seit langem und der Sanitätskasten musste uns regelmäßig mit Pflastern und Tapes versorgen, denn
schließlich wollten wir uns ja eigentlich die Pflanzenzellen anschauen und nicht unsere eigenen Blutzellen, was bei mancher scharfen Glaskante und Rasierklinge nicht immer unbedingt einfach ist. Ein buntes Erwachen gab es dann während der Physiologie-Klausur, denn wer hätte gedacht, dass in der Apfelschale so viele Farben stecken können? Allerdings können Farben allein auch irgendwann ziemlich ätzend sein, weshalb wir uns auch noch um den Säuregehalt von Apfelsaft kümmerten und diesen analytisch bestimmten. Nachdem die ersten drei Klausuren geschafft waren, war uns ein wenig Entspannung gegönnt. In der Zwischenzeit wurde uns der Förderverein der Biologieolympiade vorgestellt und auch, welche Laborpraktika in diesem Jahr vergeben, auf die wir uns bewerben konnten. Doch sollte dies noch nicht das Ende des Tages sein, denn schließlich stand noch die zweistündige Bioinformatik-Klausur auf dem Plan. Hier suchten Amsel, Drossel, Fink und Star nach ihren nächsten Verwandten in der ganzen Vogelschar. Auch die Seeigel hatten ein ähnliches “Familientreffen” geplant, nur musste auch hier erst einmal ermittelt werden, wer denn zur engeren Verwandtschaft zählt. Nachdem dann um 18:00 Uhr selbst das Internet am Institut den Dienst quittierte, war auch für uns endlich Feierabend und es ging zurück in die Jugendherberge, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
Der Mittwochvormittag sollte jedoch nicht weniger anstrengend werden. Es stand schließlich noch das “Highlight”, wie es die Betreuer nannten, der Veranstaltung an: die 4,5 Stunden Theorieklausur. In dieser Zeit bemühten wir all unsere Synapsen, um möglichst viele richtige Antworten in den 80 Multiple-Choice-Fragen zu finden und brachten unsere Köpfe fast schon zum fluoreszieren, als noch weitere 16 Komplexaufgaben auf uns warteten, gefüllt mit allerlei biologischen Themen. Doch auch diesen Teil der Klausurenphase konnten wir solide bewältigen und hatten den anstrengendsten Teil der Woche damit hinter uns gelassen. Am Nachmittag ließen wir dann während der Auswertung der praktischen Klausuren den Vortrag nochmals rekapitulieren und erfreuten uns an den “Kunstwerken” der Botanik Klausur und interessanten Verwechslungen aus der Zoologie und Physiologie. Schließlich ist Salz- und Zitronensäure fast dasselbe. Am Abend begann dann der kulturelle Teil des Wochenprogramms und wir machten uns auf zum Mediendom in Kiel. Nur auf unerklärliche Weise wurde die Bequemlichkeit der Stühle in diesem Planetarium während der Reise durch unser Sonnensystem manchem erschöpften Teilnehmer zum Verhängnis und aus einem Film wurde sehr schnell ein Hörbuch.
Aus Kiel heraus in die Eckernförder Bucht wagten wir uns am Donnerstag. Unser Weg führte uns zunächst ins Ostseezentrum Eckernförde. Dort nahmen wir die Miesmuscheln aufgrund ihrer schlechten Laune genau unter die Lupe und stellten fest, dass sie ihre Aufgaben im Ökosystem des Meeres gar nicht so miserabel, sondern eher grandios erfüllt und pro Stunde mehrere Liter Meerwasser filtert. Doch auch die anderen Meeresbewohner zogen unsere Aufmerksamkeit während einer Führung durch die Ausstellung auf sich und ließen sich im Anfassbecken sogar streicheln. Nach einem gemeinsamen Pizzaessen wollten wir dann noch den Zuckerhaushalt der letzten Tage ein wenig ausgleichen und begaben uns in die Bonbonkocherei von Eckernförde, um dem süßen Handwerk zuzuschauen und uns dann durch die 142 verschiedenen Bonbon-Sorten zu kosten. Dabei war einer besser als der nächste, sodass wir uns alle eine Tüte mit nach Hause nehmen durften, um auch später noch etwas von dieser Naschfreude zu haben. Doch wer eine Menge Zucker zu sich nimmt, sollte sich auch ein wenig bewegen und genau aus diesem Grund entschieden wir spontan an unserem letzten gemeinsamen Abend einen IBO-Tanzkurs zu veranstalten und schwangen das Tanzbein bei Disco-Fox, Chachacha und dem Langsamen Walzer. Anschließend genossen wir die letzten gemeinsamen Stunden bei gesellschaftlichen Spielrunden bis in die späten Abendstunden.
Etwas müde vom Vortag hieß es dann am Freitag Tasche packen und auf zum Bus, denn noch sollte die Veranstaltung nicht zu Ende sein, schließlich wollten wir ja auch noch wissen, wer sich denn nun für die 4. Auswahlrunde unter den besten 13 qualifiziert hatte. Deswegen machten wir uns für den Festakt auf zum zoologischen Museum Kiel. Dort schlängelten wir uns zunächst bei einer Führung durch das Museum zwischen Walskeletten, Riesenkalmaren, Nashörnern und Flusspferden entlang, bevor die Feierstunde im historischen Hörsaal eröffnet wurde. Nach einer musikalischen Einstimmung schloss sich ein Vortrag über die Auswirkungen des Klimawandels im arktischen Ökosystem an, indem uns die größten Probleme, die damit verbundenen Konsequenzen und mögliche Vermeidungsansätze erklärt und nähergebracht wurden. Doch da die Aufregung nun schon fast nicht mehr auszuhalten war, kam endlich die langerhoffte Siegerehrung.
Mit dieser Leistung konnte ich einen 7. Platz und damit die Qualifikation für die 4. Auswahlrunde für das Nationalteam ergattern. Ebenso erhielt ich eins der 7 heißbegehrten Forschungspraktika und darf diesen Sommer in einer Arbeitsgruppe des IPN Kiel für 4 Wochen an Hydren forschen und damit bereits praktische Laborerfahrungen sammeln.
Ich möchte mich zum Abschluss dieses Artikels bei allen bedanken, die mich auf dem Weg zu diesem Erfolg begleitet haben und mir dieses einmalige Erlebnis ermöglicht haben.
Vielen Dank, für eure Geduld, Mühe und Unterstützung!
Dennis Pult
Lieber Dennis, unser aller Glückwunsch für deine herausragende Leistung. Wir drücken dir alle Daumen für deine nächsten Wettbewerbe und wünschen weiterhin viele tolle Erlebnisse und maximale Erfolge.
Der Fachbereich Biologie